In rezessiven Konjunkturphasen sinken Unternehmensgewinne und die Ratings verschlechtern sich. Zum anderen steigt bei den Banken der Wertberichtigungsbedarf, Kreditausfälle nehmen zu und Eigenkapitalpuffer schrumpfen. Um die regulatorisch geforderten Eigenkapitalquoten einhalten zu können, sind Banken in diesem Umfeld gezwungen, ihre Bilanzsumme zu reduzieren bzw. die Kreditneuvergabe einzuschränken.
Dieses Bild hat sich auch in der aktuellen Covid-19 Krise wieder gezeigt. Die aktuelle Umfrage der Europäischen Zentralbank zur Kreditvergabe bei 143 führenden Banken im Euroraum, belegt, dass sich die Kreditbedingungen für Unternehmen zunehmend verschlechtern (
www.ecb.europa.eu/stats/ecb_surveys/bank_lending_survey). Banken agieren zurückhaltend bei Kreditneugeschäft, insbesondere wenn es sich um Neukunden und zyklische Sektoren handelt. Für Unternehmen, die einen längerfristigen Fremdkapitalfinanzierungsbedarf haben, ist diese Entwicklung nicht hilfreich und behindert deren geschäftlichen Entwicklung.
Private Debt eröffnet Unternehmen die Möglichkeit einer langfristigen bankenunabhängigen Finanzierung, gerade auch in konjunkturell angespannten Zeiten. Private Debt Funds verleihen Gelder, die ihnen langfristig von ihren Investoren (u.a. Pensionskassen, Versicherungen, Vermögensverwaltern, Stiftungen) zur Verfügung gestellt werden. Fristentransformation und Eigenkapitalunterlegungsanforderungen spielen hierbei keine Rolle.
Private Debt Finanzierungen bieten Unternehmen im Vergleich zu einer klassischen Bankenfinanzierung Vorteile. Finanzierungen können langfristig zugesagt und endfällig strukturiert werden, d.h. keine Tilgungen während der Laufzeit. Es werden höhere Verschuldungsgrade (Leverage) und geringere Kreditauflagen (Financial Covenants) akzeptiert. Die Finanzierung wird von einem Kapitalgeber zur Verfügung gestellt. Damit entfällt im Vergleich zu einem Konsortialkredit mit mehreren Banken das Syndizierungsrisiko und die Kreditvertragsdokumentation kann gezielt auf die spezifischen Bedürfnisse des Unternehmens abgestimmt werden. Zudem erfolgen Kreditzusagen deutlich schneller.
Gegen eine Private Debt Finanzierung sprechen aus Sicht von Unternehmen die oftmals höheren Kreditzinsen. Eine Preisdifferenz besteht, auch wenn sich diese zunehmend verringert. Ferner entfällt das von Banken erwartete hochmargige „Cross-Sell“ bzw. Zusatzgeschäft, mit dem Banken ihr Kreditgeschäft subventionieren. Zudem haben Private Debt Funds in Deutschland als noch relativ junge Industrie bei Unternehmen und Geschäftsführung nicht den Bekanntheitsgrad traditioneller Banken. Dies wird sich, wie die Entwicklungen in den USA und anderen Ländern gezeigt haben, in den nächsten Jahren ändern.
Letztlich ist es aus Sicht des Unternehmens eine Abwägungsfrage, ob die Vorteile die Nachteile überwiegen. Gerade in Krisen und konjunkturell schwierigen Zeiten, in denen Banken sich systemimmanent restriktiv verhalten, können Private Debt Finanzierungen eine interessante Alternative zu der klassischen Bank- bzw. Konsortialfinanzierung darstellen. Der Markt bietet jedenfalls diese Möglichkeiten.
Cubus Partners, Februar 2021